Kleintierzuchtverein Großsachsenheim und Umgebung e.V.

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Geschichte des Kleintierzuchtvereins Großsachsenheim

Das Jahr 1913 war das letzte Jahr in der Geschichte des Deutschen Reiches von 1871, das sich von seinen Vorgängern so gut wie nicht unterschied. Trotz mancherlei Wetterleuchtens, vor allem aus dem Südosten Europas, konnte niemand ahnen, dass man nur noch knapp eineinhalb Jahre vom Ausbruch eines schrecklichen Kriegs entfernt war. Anders war es in der Stadt Großsachsenheim, einem recht armen Flecken mit 1500 Einwohnern, denn ihr brachte das neue Jahr manches Neue: Am 24. Mai 1913 war die offizielle Einweihungsfeier des neuen Gebäudes der Wirtschaftlichen Frauenschule, wozu sogar die Königin erschienen war. Im Frühjahr wurde ein zweiter Gesangverein „Sängerlust“ gegründet und am 19. Januar bereits konstituierte sich der „Geflügel- und Kaninchenzuchtverein Großsachsenheim“.

Die Anfänge

Zu Ehren der Gründer des Vereins kann am Anfang der Vereinsgeschichte nichts Besseres stehen als der Abdruck des ersten Protokolls:

„Großsachsenheim, d. 19. Januar 1913.

Am Sonntag, den 19. Januar 1913, versammelten sich nach vorausgegangener Bekanntmachung eine größere Anzahl von Freunden der Geflügel- und Kaninchenzucht behufs Gründung eines diesbezüglichen Vereins. Die Versammlung fand unter dem Vorsitz von Oberlehrer Birkhold im Gasthaus zur Krone statt. Zu der Versammlung war auch eingeladen der Verbandsschriftführer des Kleintierzuchtverbands des Oberamts Vaihingen, H. Oberlehrer Digel aus Kleinsachsenheim. Die von demselben vorgelegten Statuten wurden eingehend beraten, worauf sich der hiesige Verein unter dem Namen „Geflügel- und Kaninchenzuchtverein Großsachsenheim“ konstituierte. Demselben traten alsbald 20 Mitglieder bei, welche Zahl sich in den nächsten Wochen rasch auf 41 erhöhte. Die vorgelegten Statuten wurden gutgeheißen und mit kleinen Änderungen angenommen. Dann wurde zu den Wahlen geschritten, woran sich die anwesenden 19 Mitglieder beteiligten. Aus der Wahl gingen hervor: Vorstand Privatier Offner mit 16 Stimmen; Schriftführer Oberlehrer Birkhold 13 St.; Kassier Chr. Ziegler 7 St.; Ausschussmitglieder: Bahnwärter Blank 18 St.; Jakob Kraft 17 St.; Robert Arzt, Friedrich Ulrich und Scheible je 8 St.; Chr. Ulrich 7 St. Die Herren Ade und Schäuffele hatten ebenfalls 7 Stimmen erhalten, das Los entschied für Chr. Ulrich.
Es wurde noch bestimmt, dass im Laufe des Februar die I. Generalversammlung stattfinden sollte. Nachdem der Vorsitzende dem Hauptredner der Versammlung, Herrn Oberlehrer Digel, für seine Bemühungen gedankt hatte, schloss er die Versammlung mit dem Wunsche, der neue Verein möge wachsen und blühen.“

Das also war die Geburtsstunde des Vereins, und es darf aus der Sicht des Jahres 1973 gerne vermerkt werden, dass als Geburtshelfer auch ein Zuchtfreund aus Kleinsachsenheim mitwirkte!
Die erste Ausschusssitzung war bei Mitglied G. Koos, z. Bahnhof; sie beschloss 1. einen Ausflug nach Stuttgart zu der in der Gewerbehalle stattfindenden Geflügel- und Kaninchenausstellung mit Zug ab 1 Uhr 49; 2. die Bestellung von 1 dz Fischmehl und 3. die Beschaffung von 1 Protokollbuch, 1 Kassabuch und 500 Stück Quittungskärtchen bei Buchbinder Weinmann und bei Druckerei Gläser u. Kümmerle. Bei der ersten Generalversammlung am 2. März ging es um den Anschluss an den Verband sowie um „die Vorführung der vom Verein neuangeschafften Brutmaschine. Vorstand Offner erwarb sich für seine Bemühungen die Anerkennung u. den Dank aller Anwesenden.“ Dass sich daraus der erste handfeste Krach entwickeln werde, ahnte noch niemand. 45 „Tierbörsen“, die Verbandszeitschrift, wurden bestellt. „Zur Weiterbeförderung an die Mitglieder wird der Schüler Paul Jäger bestimmt, welcher noch eine zu bestimmende Belohnung erhalten soll.“ Dies geschieht im Ausschuss am 28. April im Zusammenhang mit der Vertreibung von 280 Losen anlässlich der Verbandsausstellung in Vaihingen. Dies erfolgte derart, dass der mit dem Vertrieb beauftragte E. Seyfang „seinen Auftrag erledigte, indem er den Vereinsdiener P. Jäger zu jedem Mitglied mit 1 Anzahl schickte, um sie zu verkaufen. Dem Verein blieben noch 11 Lose, welche aber vom Schriftführer noch in letzter Stunde abgesetzt wurden. Dadurch wurden dem Verein 2 M 20 erspart.“ Davon erhielt dann Paul Jäger 1 M 20 und E. Seyfang 1 M. Außerdem wurde für Paul Jäger eine jährliche Belohnung von 15 M ausgesetzt, die in zwei Raten auszubezahlen sind, und zwar auf 1. Juli und 31. Dezember. Darüber ausführlich zu berichten ist Ehrensache, weil Paul Jäger das einzige noch lebende Mitglied aus der Gründungszeit ist.

Aber noch einmal zurück zur Brutmaschine. Der Ausschuss beschloss, diese Frage einer Generalversammlung vorzulegen, worauf Vorstand Offner sein Amt niederlegte. In der Versammlung selbst gab es sehr erregte Auseinandersetzungen und die Übernahme, der vom seitherigen Vorstand ohne Auftrag vom Verein bezogenen Brutmaschine, wurde abgelehnt. Neuer Vorstand wurde Kaufmann Ade, der aber bald wegzog, so dass Malermeister Metzger am 26. Oktober sein Nachfolger wurde. Noch vor Jahresende trat der Verein dem „Kleintierzuchtverband des Oberamtsbezirks Vaihingen“ bei. Das führte zu einer Bestandsaufnahme der bei den Mitgliedern vorhandenen Hühnerrassen: Rebhuhnfarbige Italiener; Weiße Wyandottes; Minorka; Rot Island; Orpington; Silberhalsige Zwerghühner; Seidenhuhn; Goldsprenkel-Zwerg; Hamburger Silberlack; Gaulzwerg; Rebhuhnfarbige Zwerg; und bei den Enten: Ayles Burry; Indische Laufente und Pekingente. Als Halter taucht mehrmals die Frauenschule auf, zu welcher der Verein enge Beziehungen hatte.

Eine weitere Generalversammlung, für lange Zeit die letzte, im Januar 1914, war sehr schwach besucht: „Vorstand Metzger sprach sein Bedauern über den flauen Besuch aus; auch erschienen die Mitglieder nicht präzis.“ Hier berichtete der Vorstand über die Bezirksversammlung in Enzweihingen, über den Wert des Fischmehls als Futtermittel. Auch übernahm der Verein den Versand von Eiern, die mit 12 Pf. bezahlt werden und nicht älter als 14 Tage sein dürfen. Name und Datum sind auf jedes Ei zu schreiben.

Das erste Hasenessen

Das erste Hasenessen war zugleich die letzte Tat des Vereins für viereinhalb Jahre, die im Protokollbuch direkt verzeichnet ist. Ein solches Essen soll dem Verein neue Gönner und Mitglieder zuführen, ein „Kassagewinn nicht erzielt werden“. Im Gegenteil, der Kasse werden 20 M entnommen, um jedem teilnehmenden Mitglied etwa 60 Pf. zu ersetzen, „gelegentlich von Ausschussmitgliedern unter der Hand verteilt“. Man rechnet mit einem Pfund Schlachtgewicht pro Teilnehmer, zum Braten gibt es Suppe, breite Nudeln und Leberspätzle, Preis etwa 1 M 20. Die Einladung hat folgenden Wortlaut: „Zu dem am Mittwoch, den 28. Januar diesen Jahres abends 7 ½ Uhr in der Krone hier stattfindenden Hasenessen (Kaninchen) ladet der Geflügel- und Kaninchenzüchterverein seine Mitglieder und die Gönner des Vereins höflichst ein. Das Essen wird zum Selbstkostenpreis abgegeben. Die Teilnehmer werden ersucht, ihr Erscheinen durch Unterschrift zu beglaubigen. Die gegebene Unterschrift verpflichtet zur Bezahlung auch bei Nichterscheinen.“

Neubeginn nach dem Krieg

Der Krieg war noch nicht ganz zu Ende, als am 17. Oktober 1918 die Generalversammlung wählte: zum Vorstand Malermeister Karl Metzger, zum Schriftführer und stv. Vorstand Oberlehrer Birkhold und zum Kassier Ziegeleibesitzer Christian Ziegler. Am 13. April erstattet dann der Schriftführer der Vollversammlung einen Tätigkeitsbericht über die vergangenen Jahre: Da eine große Anzahl der Mitglieder ausmarschiert war, ruhte größtenteils die Tätigkeit des Vereins. „Leider hat Ausschussmitglied Scheible den Heldentod fürs Vaterland erlitten. Die nichtausmarschierten Mitglieder legten mit Kriegsausbruch so wenig Vereinsinteresse an den Tag, dass jegliche Tätigkeit eingestellt werden musste. Im August 1914 wurden noch einige Versammlungen angesetzt, behufs gemeinsamen Bezugs von Futtermitteln. Der Besuch war aber so schwach, dass diese Versuche scheiterten. Die letzte ordentliche Versammlung war am 28. Januar 1914 gewesen (Hasenessen in der Krone).“

Als sich im Jahr 1916 der Kleintierzuchtverband in eine Genossenschaft umwandelte, musste sich der Verein in das Vereinsregister eintragen. Weiter soll im Wege der Zirkulation die Mitgliederzahl festgestellt werden. Dies geschieht auch, so dass bei der entscheidenden Vollversammlung am 19. April 1919 nicht weniger als 62 Mitglieder ihre Treue zum Verein bekennen, darunter auch die Wirtschaftliche Frauenschule. Damit beginnt der Verein eine überaus rege und fruchtbare Tätigkeit, die Mitte 1923 dann jäh beendet wird. Das Eintrittsgeld setzt die Versammlung auf 1 M, den Jahresbeitrag auf 2 M fest. Großer Wert wird auf die Erzeugung von rassereinen Bruteiern gelegt. Oberlehrer Digel hielt wieder einen wichtigen Vortrag, in dem er wertvolle Hinweise für die Mitglieder gab. Im Januar 1920 wird Karl Ulrich, der ja noch vielen in guter Erinnerung ist, als Besitzer von reinrassigen Hasen genannt, darunter Blaue Wiener und Alaska.

Einen entscheidenden Durchbruch gibt es in der Generalversammlung im „Rappen“ vom 8. Februar 1920. Hier wird einmal beschlossen, durch Verteilung von Zuchtprämien für hervorragende Leistungen die Aufzucht von rassereinen Tieren zu fördern und zum andern an Weihnachten 1920 eine Lokalausstellung abzuhalten. „Der Verein hält vom 31. Dezember 1920 bis 2. Januar 1921 eine Lokalausstellung ab. Bei der Abstimmung ist nur ein Mitglied dagegen. Der Ausschuss wird beauftragt, sich sofort mit Lammwirt Hähnle ins Benehmen zu setzen wegen Bestellung des Saals sowie geeignete Personen als Preisrichter ausfindig zu machen. In die Ausstellungskommission wurden gewählt: Stadtschultheiß Vetter, Rein, Digel, Frl. Denk.“ Letztere wurde auch für einen Vortrag über Brut und Aufzucht von Geflügel gewonnen. Allerdings wird die Ausstellung vom Ausschuss noch einmal in Frage gestellt, denn er möchte sie „wegen der Interesselosigkeit der Mitglieder um einige Jahre verschieben.“

Die erste Lokalausstellung – Dezember 1920

Zunächst wird am 3. Oktober Eisenbahn-Betriebssekretär Rein neuer Vorstand. Dann verlegt man die Ausstellung „mit Rücksicht auf die Frauenschule auf Mitte Dezember“. Der Ausstellungsausschuss bestimmt die Herren Beyer, Vaihingen, und Klein, Heilbronn, zu Preisrichtern und beschließt, an Prämien auszusetzen: I. Klasse, vorzüglich, 8 M; II. Klasse, sehr gut, 6 M; III. Klasse, befriedigend, 4 M; Lobende Anerkennung. Das Eintrittsgeld für Erwachsene beträgt 2 M, für Kinder unter 14 Jahren 50 Pf. Ehrenpreise sind Zuschlagspreise in Höhe von 10 M. Außerdem gibt es einen Stadtehrenpreis. Die Dekoration übernimmt die Wirtschaftliche Frauenschule, die Ausstellungskäfige sollen von dem Nachbarortsverein Bissingen gemietet werden. Weiter wird festgesetzt: „Jeder Aussteller füttert seine Tiere selbst. Der Nachtwächter soll beauftragt werden, ein wachsames Auge zu haben; er soll hierfür angemessen entschädigt werden.“ Die Vollversammlung am 14. November stimmt der Abhaltung einer Lotterie zu; die Lotteriekommission will zur Verlosung bringen: Hühner, Kaninchen, Tauben, Geflügelfutter, Geflügelzuchtkalender, Abreiß- und Tierschutzkalender, Notizbücher, Zigarren, Zigaretten, Rassegeflügel-Bilder, Kaninchenbilder, Kaninchentröge, Futtertröge für Geflügel, Zelluloidringe, Obstteller und Holzschuhe. Weiter werden einzelne Bedingungen für die Aussteller festgelegt; da Fr. Ulrich die Bewachung der Tiere nachts übernimmt, fällt die Inanspruchnahme des Nachtwächters weg. Von den von der Stadt gestifteten 100 M werden als Ehrenpreise 50 M für die besten Gesamtleistungen in Höhe von 25, 15 und 10 M ausgegeben, die restlichen 50 M kommen in den Fonds für Ehrenpreise. Plakate sollen hier und in der Umgebung für die Ausstellung werben, auch werden Eintrittskarten gedruckt. Da Bissingen die Lieferung von 75 Käfigen absagt, stellt Bietigheim 120 Käfige zu einem Mietpreis von 0,80 M pro Stück zur Verfügung.

In einer allerdings nicht sehr gut besuchten Vollversammlung im „Lamm“ am 8. Dezember werden die letzten Einzelheiten geregelt und folgendes angeordnet: „Tadellos gereinigte Beine der Tiere, wozu gehört: Waschen mit Sodawasser, sofort leicht abtrocknen, dann mit Benzin nachfahren (trocknet leicht); bei gelb- und rotbeinigen Tieren Füße kräftig einfetten, auch die Zehen, aber ja nicht das Gefieder. Vor der Einsetzung ins Käfig sind die Federn mit Leder- oder Wolllappen vom Kopf an nach hinten zu streichen, Kamm und Kehllappen sollen leicht eingefettet werden. Kaninchen müssen zuvor gebürstet werden.“ Die Sammlung zur Lotterie zeigt ein gutes Ergebnis.

Eine Vollversammlung am 16. Dezember bringt den Rückblick auf die Ausstellung: „Der Vorstand führt aus, dass die Ausstellung in jeder Hinsicht als gelungen bezeichnet werden könne. Es erfolgte dann die Verteilung der Preise und Ehrenpreise. Eine lange heftige Debatte entspann sich über die Verteilung von drei in natura vorhandenen Ehrenpreisen (1 geräucherte Zunge und 2 große Schinkenwürste). Endlich einigte man sich dahin, diese zu versteigern unter den Anwesenden und den Erlös der Kasse beizufügen mit dem Vermerk, dass derselbe zu Ehrenpreisen für die nächste Ausstellung reserviert werde. Der Kassier Chr. Ziegler referiert über Einnahmen und Ausgaben bei der Ausstellung. Das Endergebnis ist ein Überschuss von ca. 900 M.“

Dieser ersten Ausstellung des Vereins sollten noch viele folgen, über die selbstverständlich im Rahmen unserer Betrachtung nicht mehr so ausführlich berichtet werden kann. Vorerst allerdings sah es gar nicht nach einer neuerlichen Ausstellung aus, denn die Zeiten verschlechterten sich rasch. In vier Jahren sind nur wenige Versammlungen gewesen: Einrichtung einer Vermittlungsstelle für Glucken; Wahl von Vertretern für den neugegründeten Bezirksverband Vaihingen; Bezug von Futtermitteln; Beteiligung an einer Ausstellung in Vaihingen. Das letzte Inflationszeit-Protokoll stammt vom 22. Januar 1923, das sind heuer 50 Jahre her:

„Da im abgelaufenen Jahr eine einzige Versammlung und sonst keine Vereinstätigkeit stattfand, war der Jahresbericht kurz beisammen … Der Kassenbericht konnte nicht stattfinden, weil der Kassier fehlte. Der Jahresbeitrag für ein Mitglied per 1923 wird auf ein Ei festgesetzt, lieferbar im Monat Mai.“

Erneuter Anfang nach der Geldentwertung

Bei der ersten Hauptversammlung nach der Inflation am 14. Februar 1925 im „Rappen“ waren nur 11 Mitglieder zugegen. Die Ungunst der vergangenen Jahre hatte im Verein seine Spuren hinterlassen, so dass man an seinen Wiederaufbau zu gehen hatte. Es soll deshalb alsbald eine Versammlung stattfinden im Anschluss an eine solche des Bezirksvereins. „Dem Kassenbericht ist zu entnehmen, dass unsere Kasse auf dem Nullpunkt angelangt ist. Um auch hier wieder einen Anfang zu machen, haben sich Vorstand Rein und Mitglied Karl Ulrich bereit erklärt, in der nächsten Versammlung je ein Zuchttier für eine amerikanische Versteigerung zur Verfügung zu stellen.“

Diese Hauptversammlung vom 22. Februar 1925 kann als der eigentliche Wiederbeginn der Vereinsarbeit angesehen werden. Zunächst wurde folgende Leitung gewählt: Vorstand Rein; Stellvertreterin Frl. Mollenkopf; Schriftführer Oberl. Birkhold; Kassier Karl Ulrich; Ausschuss: Otto Currle, Jak. Kaft, K. Metzger, Gottl. Deißer, Wilh. Keller und Fr. Ulrich. Der Vereinsbeitrag beträgt jährlich 2,40 M, halbjährlich einzuziehen. Von den 62 Mitgliedern zu Beginn der Inflation waren es jetzt immerhin noch 41. Die Einnahmen aus der amerikanischen Versteigerung ergaben einen Kassengrundstock von 16,90 M, außerdem wurden der Bezirkskasse als Ersatz für nichtentrichteten Beitrag 7 M überwiesen.

Die Vereinstätigkeit entwickelt sich sehr schnell: Am 3. Mai unternimmt der Verein einen Ausflug nach Nußdorf zum Geflügelhof der Gebrüder Klein mit zwei Gefährten. Im Februar 1926 wird für den schon länger in Sersheim wohnenden Vorstand Rein erneut Karl Metzger gewählt. Nach Erledigung der Tagesordnung erfolgte das Hasenessen, das zur allgemeinen Befriedung ausfiel; Karl Ulrich, der immer mehr in den Vordergrund tritt und auch schon als Delegierter bei auswertigen Veranstaltungen auftritt, hatte 15 Hasen mit zusammen etwa einem halben Zentner Gewicht geliefert. 1928 gab es die ersten Ehrenmitglieder: Oberlehrer Christian Birkhold (neuer Schriftführer Karl Berner), Amtsdiener a. D. Ernst Seyfang, Friedrich Ulrich und Christian Zuckschwert. Im gleichen Jahr amtierte Karl Ulrich als Ausstellungsleiter; der Preis für ein Los beträgt 10 Pf. Unter 2000 Losen befinden sich 200 Preise. Die gut gelungene Ausstellung erbrachte einen Überschuss von 103,55 M, wozu nicht zuletzt die Erhöhung der Loszahl um 750 Stück beigetragen hat. Das Amt des Schriftführers übernahm David Röckle. Lebhaften Beifall erntete Fräulein Wagner von der Frauenschule mit ihrem Vortrag über „Rationelle Geflügelzucht“.

Gesunde Weiterentwicklung

Schon in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre bahnte sich die gesunde Entwicklung des Vereins an, die auf viele Jahre durch keine entscheidenden Rückschläge unterbrochen wurde. Eigene Lokalausstellungen, Besuch auswärtiger Veranstaltungen, Ausflüge und Besichtigungen, Aufnahme neuer Mitglieder, Wahlen, Hasenessen, Generalversammlungen, Dank an die Mitarbeiter, Familienabende und geselliges Beisammensein, fachliche Orientierungen – das sind einige der fast routinemäßigen Angelegenheiten der Vereinsgeschichte. So bleibt dem Chronisten zunächst nur übrig, wenn er sich nicht wiederholen will, einige Besonderheiten der Vergangenheit zu entreißen, so etwa den Abschluss der Generalversammlung mit Hasenessen vom 16. Dezember 1929:

„Die tadellose Zubereitung von Seiten der Frau Kronenwirt u. der gute Tropfen von Kronenwirts Keller mögen dazu beigetragen haben, dass so kräftig eingehauen wurde und jeder einzelne das Gegenstück eines Hungerkünstlers darstellte. In feucht-fröhlicher Stimmung blieb eine größere Anzahl Teilnehmer bis ziemlich nach Mitternacht beisammen, um dann auf Weisung des Nachtwächters den Heimweg anzutreten. Somit kann die Veranstaltung als eine wohlgelungene bezeichnet werden.“

Zu Beginn der dreißiger Jahre sieht es mit dem Eierabsatz nicht gut aus, weshalb Paul Jäger mit der Einrichtung einer Eiervermittlungsstelle beauftragt wird. Im März 1931 übernimmt der bisherige zweite Vorstand Wilhelm Schmid nach dem Rücktritt von Malermeister Metzger die Leitung des Vereins. Besonders hervorzuheben ist, dass am 25. Oktober 1931 eine Mitgliederversammlung im Gasthaus zum „Felsenkeller“ in Kleinsachsenheim stattgefunden hat. Ende 1931 erfährt man zum ersten Mal von arbeitslosen Mitgliedern, die für das Hasenessen nur die Hälfte, nämlich 0,50 M bezahlen müssen. Im Sommer 1932 tritt der Maler Strich-Chapelle aus Sersheim dem Verein als Mitglied bei.

Im September 1932 wagt der Verein trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage, neue Käfige zu bestellen, und zwar 78 Nummern 60 x 60 und 24 Nummern 70 x 70 samt dem erforderlichen Zubehör; Preis ohne Böden 414,20 M. Vom 10. – 12. Dezember war in der früheren Zigarrenfabrik eine Bezirksausstellung, die vom Verein auf das Trefflichste durchgeführt worden war. Sein 20jähriges Jubiläum feierte der Verein am 21. Januar 1933 mit einem Hasenessen im Gasthaus zum „Rappen“. Der Verein erreichte kurz zuvor die stattliche Zahl von 90 Mitgliedern. Im Oktober gibt es zum ersten Mal einen Fellfachwart, nämlich Adolf Kling, auch sind alle Kaninchenzüchter dem „Neckargau“ namentlich zu melden. Jedoch ist für „Reichsverbandsnadeln kein Interesse vorhanden und die Sache somit erledigt“. Die neuen Käfige werden von Paul Jäger aufbewahrt.

Das Hasenessen am 3. Februar 1934 nahm einen völlig anderen Verlauf als dies bisher der Fall war: Es wirkten dabei mit, der Musikverein und der Männer- sowie der gemischte Chor des Gesangsvereins „Liederkranz“. Auch gab es ein Theaterspiel „Kaninchenbraten und Liebe“, das mit Begeisterung aufgenommen wurde.

Seit dem 7. April 1934 heißt der Vorstand nicht mehr Vorstand, sondern Vereinsführer, auch gibt es einen Zuchtwerbewart, Zuchtbücher, Deckscheine und die Tätowierung aller Rassetiere. Das Hasenessen 1935 war mit einer Schießbahn bereichert worden. In diesem Jahr hatten Zuchtbuchführer Schenk und Tätowiermeister Kling 196 Tiere erfasst. Ende dieses Jahres wurde die vom Reichsverband Deutscher Kleintierzüchter aufgestellte Mustersatzung verbindlich, so dass der Ausschuss den Namen Beirat bekommt. Außerdem erhält der Verein den Namen „KLEINTIERZUCHTVEREIN“. Trotzdem schmeckte es beim Hasenessen allen, denn man vertilgte nicht weniger als einen Zentner Fleisch! Auch erwirbt der Verein zwei Luftgewehre. Am 15. August 1938 gab es wieder etwas Neues, nämlich eine Jungtierschau im Garten zur „Eintracht“. Da das Wetter kühl war, „blieb der Bierverbrauch hinter den Erwartungen zurück. Dagegen hatte der Schießstand ein gutes Ergebnis.“ Anfang 1938 wurde Karl Lösch Schriftführer. Im selben Jahr erhielten die silberne Ehrennadel Otto Currle, Chr. Ziegler, Emil Brandauer, Friedrich Ulrich, Ernst Seyfang sen. und Karl Ulrich. Und der 3. Dezember sah die Feier des 25jähringen Jubiläums, bei welcher der Lammsaal bis auf den letzten Platz besetzt war. Im Januar 1939 folgte die Jubiläumsschau.

Dass sich inzwischen die Zeit geändert hatte, zeigt das Protokoll der Mitgliederversammlung vom 17. Dezember 1939: „Zugunsten unserer U-Bootbesatzungen wird in allernächster Zeit eine Eiersammlung durchgeführt… Die für Januar 1940 vorgesehene Ausstellung findet aus militärischen Gründen nicht statt.“ Nach der Kreisneuordnung wird zum ersten Mal zur Kreisausstellung nach Ludwigsburg eingeladen. Im Jahr 1940 hatte der Verein 106 Mitglieder und fast 300 Tiere kamen zur Tätowierung. Im Jahr 1941 waren bis Mitte September 109.000 Eier abgeliefert worden. Am 2. Januar 1943 ernannte der Vorstand (er hieß schon lange wieder so) Paul Jäger zum Ehrenmitglied. „Die Fleischaktion für Lazarettzüge erbrachte 33 kg.“ Zum 30jährigen Jubiläum 1943 wurde sämtlichen Mitgliedern ein Jahresbeitrag erlassen. Zu Beginn des Jahres 1943 trat Willy Baumgärtner in den Verein ein.

Zum letzten Mal für die nächsten zweieinhalb Jahre trat der Verein am 13. Februar 1944 mit einer öffentlichen Versammlung im „Felsenkeller“ Kleinsachsenheim in Erscheinung; Karl Lösch hatte sein letztes Protokoll darüber geschrieben. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zusammenbruch musste der Verein ein drittes Mal neu anfangen. Es war der bisherige Schriftführer Karl Lösch, der es auf sich genommen hatte, mit einigen Freunden zusammen den Verein wieder zum Leben zu erwecken. Darüber lesen wir im Protokoll:

„Um den Geflügel- und Kaninchenzüchterverein wieder ins Leben zu rufen, hat Schriftführer Karl Lösch auf 12. Oktober 1946 eine Mitgliederversammlung im Gasthaus zum Löwen angeordnet… Anwesend Schriftführer Karl Lösch mit 13 Mitglieder.“

Die geheim durchgeführten Wahlen hatten folgendes Ergebnis: Vorstand Karl Lösch; Schriftführer Hermann Ziegler und Tätowiermeister Hermann Strohhäcker. „Nach kurzer Aussprache wurde beschlossen, den ½ Jahresbeitrag für 1946 einzuziehen, damit man endgültig weiß, wer dem Verein noch angehören will.“ Wichtigster Beschluss war, am 12. Januar 1947 eine Tischbewertung durchzuführen:

„Die am Sonntag Vormittag durchgeführte Bewertung hat rege Teilnahme gefunden. Als Preisrichter haben wir Herrn Gustav Kurz von Böckingen gewonnen, welcher manchen Züchter zur Überzeugung brachte, dass durch den Krieg viel Versäumtes wieder nachzuholen ist, um eine Ausstellung im nächsten Jahr mit gutem Tiermaterial abzuhalten.“

Die erste Generalversammlung nach dem Krieg war am 19. April 1947 im „Rappen“. Die Vorstandschaft blieb bei den Neuwahlen die gleiche; Ausschussmitglieder wurden Albert Breining und Wilhelm Pfisterer (Berater in der Geflügelzucht); Kassenrevisoren Christian Neth und Adolf Kling, letzterer zugleich Tätowiermeister; Unterkassier Erich Antoni. Kassier Karl Ulrich konnte die erfreuliche Mitteilung machen, dass am 31. Dezember 1946 dem Verein 104 Mitglieder angehörten. Bereits wieder recht gutes Tiermaterial zeigte sich bei der Tischbewertung im Dezember 1947 (47 Tiere). Es waren 1947 immerhin 119 Tiere tätowiert worden.

Nach der Währungsreform beschloss im Sommer 1948 die Mitgliederversammlung, eine Ziegenzüchter-Fachgruppe zu gründen, wofür sich gleich einige Züchter meldeten. Auch machte man sich damit vertraut, wieder eine Lokalschau abzuhalten, die dann am 29. und 30. Januar 1949 im Lammsaal abrollte, fast auf den Tag genau fünf Jahre nach der letzten Ausstellung vom 16. Januar 1944. Ende März beschloss die Generalversammlung, eine Stallkommission mit den Mitgliedern Schenk, Kling, Strohhäcker und Rohatsch aufzustellen. Die Jungtierschau – 18 Nummern Geflügel und 70 Nummern Kaninchen – fand im Rahmen eines Festes des Musikvereins statt; bei dem Festzug beteiligte sich der Kleintierzuchtverein mit einem Festwagen, gezogen von den „wie noch nie gebürsteten Rappen“ des Zuchtfreundes Weißschuh. Das neu geschaffene Amt des Materialverwalters übernahm Karl Fackler.

Einen großen Erfolg brachte der erste Nachkriegs-Familienabend im Frühjahr 1951, bei dem zahlreiche Mitglieder für langjährige Treue zum Verein geehrt wurden. Eine besondere Ehrung wurde dem Kassier Karl Ulrich für eine 25jährige Amtstätigkeit zuteil. Von da an übte der Verein wieder viele Jahre lang seine traditionelle Tätigkeit aus, so dass nur noch über besondere Höhepunkte berichtet zu werden braucht.

So wird in der Ausschusssitzung vom 22. März 1952 erstmals davon gesprochen, einen Platz für eine Zuchtanlage zu kaufen oder zu pachten. Die vereinseigenen Käfige werden mit 5000 DM versichert. Ende 1952 wirft das vierzigjährige Jubiläum seine Schatten voraus, und es kommt zur Gründung eines Festausschusses mit Karl Schenk als Präsident und den Beisitzern Karl Ulrich, Karl Fackler, Karl Lösch, Adolf Rohatsch und Hermann Strohhäcker. Als Ausstellungsleiter für die Jubiläumsschau wird natürlich Karl Ulrich bestimmt. Die Ausstellung verlief sehr erfolgreich; die Züchter trafen sich abends im „Lamm“ zu einem gemütlichen Beisammensein. Die Stadt hatte einen Ehrenpreis gestiftet. Die Generalversammlung am 8. März 1953 wählte Karl Schenk zum Vorsitzenden, Christian Neth zum Schriftführer. Im Mai 1953 gründete der Verein eine Futtermittelabgabestelle privaten Charakters.

Die Jubiläumsfeier war am 14. November 1953 im „Lamm“, verbunden mit einem Hasen- und Rehbratenessen. Im Protokoll heißt es:

„40 Jahre sind nun vergangen, seitdem einige Männer unserer Stadt in opferbereiter Weise die Gründung des Vereins vollzogen haben und damit ein Werk schufen, das bis zur heutigen Zeit anerkannt und mit allen Mitteln gepflegt und gefördert wird.“

Karl Ulrich bekam für 40 Jahre aktive Tätigkeit im Verein und als Gründungsmitglied die Goldene Ehrennadel überreicht sowie ein Geschenk für 25 Jahre Ausstellungsleiter. Anfang 1954 zählte der Verein 10 Ehrenmitglieder, 76 Mitglieder und 5 Jungzüchter. Der Verein verfügt über 183 Nummern Ausstellungskäfige samt Zubehör, eine kleinere Brückenwaage und zwei Luftgewehre. Die Futterverteilungsstelle unter Walter Bader erfreute sich großer Beliebtheit. 1954 meldete der Verein beim Landesverband die aktiven Züchter, nämlich 11 für Geflügel, 14 für Kaninchen und 5 Jungzüchter. Die Tätowiergebühren betrugen 20 Pf., vorher 10 Pf. Immer wieder liest man in diesen Jahren, wie sehr sich Geflügelobmann Heinz Bader und Jugendleiter Adolf Rohatsch um ihre Gebiete bemühen. Die Lokalschau fand erstmals im Januar 1955 im Saal des Gasthauses zum „Bahnhof“ statt, „infolge Umbaues und anderweitiger Verwendung des Lammsaales. Damit geht dem Verein sein altbewährtes Ausstellungslokal verloren.“ Bei der Ausstellung selbst konnte man insgesamt 129 Nummern Kaninchen, Geflügel und Tauben bewundern. Im April 1955 wurde Willy Baumgärtner neuer Geflügelobmann.

Derselbe leitete die Lokalausstellung am 12./13. November 1955. Übrigens ist es höchste Zeit, einmal darauf hinzuweisen, dass die Großsachsenheimer Züchter bei den überörtlichen Ausstellungen, also vor allem den Kreisschauen, jeweils recht gut abgeschnitten haben und manchen wertvollen Preis gewinnen konnten. Ein für die Mitglieder sehr seltenes Ereignis war der Besuch der 2. Bundesschau, die Anfang Februar 1956 in Stuttgart stattfand. Über dreißig Männer und Frauen nahmen bei klirrender Kälte an dem sehr interessanten Besuch teil; die Züchterfrauen interessierten sich sehr für die herrlichen Pelzmäntel, die von hübschen Mannequins präsentiert wurden. Mit Stolz nahm der Verein zur Kenntnis, dass Karl Lösch für Gelbsilber einen I. und II. Preis und Adolf Rohatsch für Weiße Wiener einen III. Preis erhalten hatten.

Bei der Generalversammlung am 1. März 1956 teilte der Leiter der Futterstelle, Neth, mit, dass in den letzten zehn Monaten 2750 DM umgesetzt wurden. Bei den Neuwahlen musste der altbewährte Kassier Karl Ulrich aus gesundheitlichen Gründen auf eine Wiederwahl verzichten; neuer Kassier ist Adolf Kling. Im gleichen Jahr gab es eine Satzungsänderung, die sich vor allem auf den § 10 bezog, der folgenden Wortlaut erhält: „Bei einer eventuellen Auflösung des Vereins fällt das gesamte Vereinsvermögen an die Stadtgemeinde Großsachsenheim. Dieselbe ist verpflichtet, das Vermögen, insbesondere die Ausstellungskäfige, ordentlich zu lagern bzw. aufzubewahren. Bei einer Vermietung oder Verpachtung derselben ist die Miete dem Bankkonto des Vereins zuzuführen. Bildet sich in den nächsten 20 Jahren in Großsachsenheim wieder ein Kleintierzuchtverein, hat der Gemeinderat durch Mehrheitsbeschluss das gesamte Vermögen diesem Verein zu übereignen. Erfolgt in dieser Zeit keine Neugründung, soll das gesamte Vermögen für wohltätige Zwecke in der Gemeinde verwendet werden.“ Da der Verein beim Amtsgericht Vaihingen/Enz eingetragen ist, mussten nun die notwendigen Nachmeldungen erfolgen; auch wurde es erforderlich, einen zweiten Vorstand zu wählen, nämlich Willy Baumgärtner. Zudem löste man ab 1. August 1956 die Futtermittelstelle auf. Die Vereinstätigkeit endete in diesem nicht unwichtigen Jahr 1956 mit einem wohlgelungenen Familienabend im Gasthaus zum „Tal“. Die Jungtierschau hatte wegen Saalschwierigkeiten im Garten dieses Gasthauses stattgefunden, und die Lokalschau im Januar 1957 verlegte man in das Gasthaus zur „Krone“ in Kleinsachsenheim. Bald danach führte der Verein wieder Mitgliedsbücher mit den abgedruckten Statuten ein. Das Amt des Geflügelobmanns übernahm bei der Generalversammlung 1957 Walter Bader. Außerdem steht im Protokoll:

„Um die Kleintierzucht im Verein noch mehr zu heben und zu steigern, macht Vorstand Schenk den sensationellen Vorschlag, drei Vereins-Pokale einzuführen, einen für Kaninchen, einen für Geflügel und einen für Tauben. Der Vorschlag wurde von der Versammlung mit Interesse wahrgenommen und fand bei der Abstimmung eine hundertprozentige Annahme.“

Die näheren Bedingungen legte der Ausschuss fest, welcher für die Beschaffung der drei Wanderpreise den Betrag von 100,- DM genehmigte. In die Versammlung vom 13. August 1957 brachte der Vorstand zur Überraschung aller die drei Wanderpokale zur Begutachtung mit. „Im großen und ganzen war ein zufriedenes Kopfnicken festzustellen. Wenn sie auch ein bisschen klein erscheinen, die Ersterringer müssen sie eben bei der Einweihung ein oder zwei Mal öfter füllen lassen.“ Etwas Besonderes war Ende 1957 ein gemeinsamer Familienabend in Bissingen, zusammen mit der dortigen befreundeten Ortsgruppe. Bei der Lokalschau Anfang 1958 wurden zum ersten Mal die drei Wanderpreise vergeben: für Kaninchen an Frau Bayer, für Geflügel an Walter Bader und für Tauben an Albert Schlotterbeck. Wer den Pokal dreimal nacheinander erringt, darf ihn behalten. Um diese Zeit gehörten dem Verein 75 Mitglieder, 12 Ehrenmitglieder und 3 Jungzüchter an. Ins Zuchtbuch waren 1957 183 Jungkaninchen eingetragen und auch tätowiert worden. Christian Ziegler wird Ehrenvorstand, Emil Brandauer und Karl Ulrich Ehrenbeisitzer, alle drei sind Gründungsmitglieder. Ihren Gegenbesuch statteten die Bissinger im Dezember 1958 ab, wo man in der Kleinsachsenheimer „Krone“ froh zusammen war. Bei dieser Gelegenheit konnte Vorstand Schenk 17 Mitglieder ehren.

Einen Beschluss auf „humoristischer Grundlage“ fassten die Züchter auf ihrer letzten Monatsversammlung des Jahres 1958: „Sollte einer der vier Aussteller bei der Kaninchen-Landesschau das Siegerband oder einen Landessieg erringen, zahlt der Betreffende den Züchterkollegen einen Kasten Bier. Ist jedoch die Sache umgekehrt, bekommt der Bedauernswerte als Trostpflaster von seinen Züchterkollegen einen Kasten Bier.“ Das Ergebnis lag jedoch in der Mitte, denn es wurde keiner Sieger, doch erreichten die vier sehr beachtliche Ergebnisse, weshalb „das auf Wette beschlossene Bier schon getrunken sein dürfte“. Neuer Schriftführer 1959 wurde Manfred Neth. Am 1. Januar 1960 übernahm Franz Appl jun. das Amt des Fellfachwarts von Karl Ulrich. Eine Rekordbeteiligung wies die Jungtierschau 1960 mit 221 Tieren auf; sie fand zusammen mit dem Loh-Club Württemberg-Hohenzollern im Schlosspark hinter dem Teehaus statt. Für die Lokalausstellungen dagegen gab es nun einen großen Raum in der neuen Turnhalle bei der Schule; aus gesundheitlichen Gründen beschaffte der Verein zum Auflegen auf den Fußboden einen Stragula-Belag. Erste Lokalschau in der Halle am 9. und 10. Dezember 1961. Im selben Jahr musste das bisherige Vereinslokal Gasthaus zum „Bahnhof“ aufgegeben werden; neues Lokal wurde das Gasthaus Eppich. Noch vor der Ausstellung legte Vorstand Karl Schenk sein Amt nieder und beauftragte seinen Stellvertreter Willy Baumgärtner mit der Führung der Vereinsgeschäfte. Die vorgezogene Generalversammlung am 14. Januar 1962 wählte ihn zum Vorstand, Hubert Pech zum 2. Vorstand und Karl Schenk zum Kassier. Eine seiner ersten Tätigkeiten war, der Sport- und Kulturgemeinschaft Großsachsenheim anstelle aktiver Mithilfe beim Bau des Vereinsheims einen Betrag von 1000,- DM zu überweisen. Gleichzeitig gründete der Verein einen Festausschuss mit Karl Schenk, Hubert Pech, Franz Appl sen., Walter Bader, Manfred Neth, Gottlob Kirschbaum und Günther Pech, der alle Vorbereitungen für das bevorstehende Jubiläumsjahr treffen soll. Zu Beginn des Jubiläumsjahrs beschloss die Hauptversammlung, die Funktionäre auf zwei Jahre zu wählen sowie 48 Nummern 60er-Käfige zu beschaffen. Die Versammlungen sollen in Zukunft abwechslungsweise in verschiedenen Lokalen stattfinden.

Das halbe Jahrhundert ist voll

„Die Jubiläumsfeier am 5. Oktober 1963 kann als Meilenstein in der Geschichte des Vereins angesehen werden“ – diesen Satz schrieb Manfred Neth in das Protokollbuch. Und es war wirklich ein echtes Fest zum 50jährigen Bestehen des Vereins. Vorstand Willy Baumgärtner konnte in der festlich geschmückten Turnhalle viele Gäste und Mitglieder begrüßen, so den in der Gründungszeit dem Verein beigetretenen Paul Jäger, den Schirmherrn Bürgermeister Roller, den SKG-Vorsitzenden Reinhold Spieß, mehrere Stadträte, den Kreisehrenvorsitzenden Maute, den Kreisvorsitzenden Burk, die Theatergruppe unter Paul Rakaseder, die Stadtkapelle unter Hugo Krauß, die Zuchtfreunde aus Bietigheim, Bissingen, Oberriexingen und Sersheim. Mitbegründer Christian Ziegler wurde am Krankenbett besucht. Der Vorsitzende dankte den früheren Vorständen Karl Lösch und Karl Schenk sowie allen Mitgliedern und Zuchtfreunden. Auch hatte eine Abordnung einen Kranz am Totenehrenmal niedergelegt. Leider konnte Karl Ulrich diesen Tag nicht mehr miterleben. Dann gratulierten der Bürgermeister, der SKG-Vorsitzende und der Kreisehrenvorsitzende, der Loh-Club-Vorsitzende Baumeister, der Kreisvorsitzende Burk, Zuchtfreund Detzner für den Nachbarverein Bietigheim, Rudolf Schank für Oberriexingen. Es wurden dabei schöne Geschenke überreicht.

Der Kreisvorstand übergab sodann für besondere Leistungen und Treue zum Verein die goldene Ehrennadel samt Ehrenurkunde an Karl Schenk, Hermann Strohhäcker, Karl Lösch, Adolf Kling und Karl Fackler, sowie die silberne Ehrennadel an Christian Neth. Der Vereinsvorstand ehrte Paul Jäger, Karl Schenk und Erich Currle mit einem Geschenkkorb und zeichnete zwölf neue Ehrenmitglieder mit einer Flasche Wein, einem Römer und einer Ehrenurkunde aus. Die Veranstaltung brachte im zweiten Teil viel bunte Unterhaltung. Eine Jungtier- und eine Lokalschau vervollständigten das Jubiläumsprogramm; diese war von 375 Tieren beschickt und erntete bei allen Besuchern höchstes Lob. Jeder Aussteller erhielt zur bleibenden Erinnerung einen Römer mit Widmung und farbigem Aufdruck der ausgestellten Rasse.

Bau eines Vereinsheims tritt in den Vordergrund

Nach verschiedenen Anläufen beherrschte die Frage des Vereinsheims immer mehr den Verein. Ende Juli 1964 beauftragt die Monatsversammlung den Vorstand, „in der Bauplatzfrage nicht mehr locker zu lassen, bis dieselbe endgültig erledigt ist.“ Und im Oktober wird ein Bauausschuss ins Leben gerufen, bestehend aus den Mitgliedern H. Pech, M. Neth, Fr. Appl, R. Appl, W. Bader und A. Kling. Noch im gleichen Jahr beantragt man beim Gemeinderat die kostenlose Überlassung des beim Abbruch der Gartenschule anfallenden Materials. Der Verein erklärt sich bereit, bei Überlassung des gesamten Materials die Schule auf eigene Kosten abzubrechen. Vorsitzender des Bauausschusses wird Manfred Neth, sein Nachfolger als Schriftführer Josef Penka, Baukassiere mit Bankvollmacht Wilhelm Merkle und Karl Lösch. Die Spendenaktion „Bausteine“ läuft an. Architekt Bayer berichtet der Generalversammlung im Februar 1965 über den Finanzierungsplan; die Frage, wie man bauen will, soll nach Beendigung der Baustein- und Spendenaktion geklärt werden. Das neugeschaffene Amt des Kulturwarts fällt an Erwin Hess. Für den Abbruch der Gartenschule in der Zeit vom 6. bis 26. April 1965 werden die Mitglieder eingeteilt. Der Platz für das Vereinsheim an der Metterstraße wird von der Stadtgemeinde auf 99 Jahre als Erbpacht überlassen; später zieht man eine andere Lösung vor. Auch laufen die Verhandlungen mit verschiedenen Brauereien an. Im Juni betragen die Spenden und Darlehen rund 10 000 DM und die Baupläne können von den Mitgliedern eingesehen werden. Für den verstorbenen Manfred Neth sollen Walter Bader und Franz Appl jun. gemeinsam den Bauausschuss leiten.